Karin Weber über Paul Koch
Enge Freundschaften zu den Dresdner Malern, wie Rainer Zille, Konrad Maass, Veith Hoffmann, Mathias Bolz, Henry Rademacher und Uwe Peschel fördern ständige Auseinandersetzung und kritische Sichtweisen.
Mit letzterem besitzt Peter Koch seit 1993 ein eigenes Atelier in den Deutschen Werkstätten Hellerau.
In den vergangenen Jahren hielt er sich sehr häufig in dörflichen Landschaften der näheren Umgebung oder an der Ostsee auf. An beiden Orten besitzt er kleine häusliche Domizile, in denen er Ruhe, Geborgenheit und Erinnerung an seine Kindheit findet. Hier beobachtet er viel, hört, riecht und belebt seine in der Stadt verkümmerte Seele. In den Werkstätten hat er zu allem einen nötigen Abstand und eine geistige, schöpferische Athmosphäre. Diese Eindrücke verarbeitete Peter Koch im letzten Jahr frei in den Arbeiten auf Papier und auf Leinwand.
Die Arbeiten werden im Atelier als Rohlinge angelegt. Reste von schnell trocknenden Acrylfarben spachtelt er auf leere Blätter. Dadurch ergibt sich bereits eine erhabene, reliefartige Grund-struktur, die belebend auf die darauf entstehenden Kompositions-gefüge wirkt.
Schicht um Schicht entsteht jedes Bild. Lineare Gewebe umreißen verspielt und dennoch stringent, idyllisch erscheinende Oasen von Hausgruppen, die sich in-und übereinanderschachteln. Die zusammengedrängte Anordnung wirkt wie eine kleine Festung, auch wie eine farb- und lichtdurchflutete Einsiedelei in einer indifferenten Einöde. Andererseits drängt sich die Assoziation an sich in die Höhe reckende filigrane Sakralarchitekturen auf krustige Erdbilder, in denen sich Lichter und Schatten verfangen, organisieren zarteste Linien, die eine Ahnung von Hügeln, auch von erotischen Exerzitien vermitteln. Die angedeuteten, verwun-schenen Hausgruppierungen bilden Arche, Boote, Gefäße, die etwas sehr kostbares in sich bergen - Erinnerungen. Diesen meditativ wirkenden Bildern stehen chaotisch wirkende, ornamental angelegte, strukturierte Stadtbilder gegenüber, die eine hektische Bewegtheit und schrille Buntheit vermitteln. Man vermeint geheimnisvolle Maschinerien, Kräne, Autos und Hochhäuser zu entdecken. Hier manifestiert sich ein anderes Lebensgefühl."

Karin Weber 1997